Der Kreis der Jahresfeste – die Adventsspirale
Das gemeinsame Feiern der Jahresfeste stellt eine wesentliche Besonderheit unseres Schullebens dar. Die Zeit eines Jahrs wird dadurch gegliedert. Die rhythmische Wiederkehr eines jeden Festes begleitet die Entwicklung der Kinder und gibt ihnen Orientierung und Sicherheit. Unsere Schulgemeinschaft feiert Advent, Weihnachten, Drei Könige, Lichtmess, Fasching, die Karwoche, Ostern, Pfingsten, Johanni, Michaeli, Erntedank, Martin- und Nikolaustag.
Für ein jedes Fest gibt es eine Gruppe von Kolleg:innen, die für die Gestaltung des Festes verantwortlich sind. Für die Festgestaltung sind die Beiträge vielfältig und abwechslungsreich bedacht. Musik und Bewegung, sei es in Eurythmieübungen oder kleinen Konzerten, sind stets vertreten. Die Schulgemeinschaft wird in den Ablauf des Festes aktiv mit einbezogen.
Besonders empfänglich für das Erleben der Feste sind unsere Schüler:innen, die erst später zu uns kommen, die sog. Quereinsteiger. Für viele dieser Schüler:innen sind diese Feste ein völlig neues Erlebnis. Auch für unsere Praktikant:innen öffnen sich neue Tore.
Die Festeszeit der Jahresfeste ist keineswegs nur das Feiern eines draußen ablaufenden Geschehens. Wir haben hier ein besonderes Erleben der feste durch eine geistige Hinwendung auf das entsprechende Jahresgeschehen.
Erinnern wir uns zurück, in unsere eigene Kindheit. War es zu Ostern doch eigentlich das „Suchen“ nach den Ostereiner, das uns begeisterte. In der Adventszeit erinnern wir uns an das Licht unserer Laterne, die wir behutsam tragen durften und an das Sterne basteln. Es ist die Freude am gemeinsamen Tun, die uns verbindet in diesen Festen.
Die Jahresfeste begleiten uns durch das Schuljahr und die Schulgemeinschaft wird durch diese belebt und gestärkt.
Ein Fest, das ich seit vielen Jahren mitgestalte, ist die Adventsspirale oder auch das Adventsgärtlein. Wir haben hier einen wunderbaren Brauch, der uns aus dem Alltagsgetümmel herausführt, uns zur Ruhe kommen lässt und uns auf Weihnachten einstimmt.
Zu Vorbereitung werden Tannenzweige in unserem Saal in eine große Spiralform gelegt, hier ist eine konzentrierte Zusammenarbeit sehr wichtig. Die Zweige werden zugeschnitten und in einer Richtung, in fließenden Übergängen, ineinander gesteckt. Eine sorgfältig gesteckte Spirale hält der Begegnung von ca. 100 Kindern und Schüler:innen gut statt.
Nach dem 1. Adventssonntag dürfen unsere Kinder und Schüler:innen den Weg dieser Adventsspirale gehen. Begleitet wird dieser Weg von Adventsliedern und adventlicher Musik auf Leiern gespielt. Die Kinder und Schüler:innen bekommen eine Kerze, die von einem Apfel gehalten ist, zugereicht. Behutsam gehen die Kinder damit alleine oder in Begleitung eines Erwachsenen den Weg bis zur Mitte der Spirale. Da leuchtet auf einer Erhöhung ein großes Kerzenlicht. Die Kinder und Schüler:innen dürfen hier ihre eigene Kerze anzünden. Nun suchen die Kinder einen Platz in der Spirale, wo sie ihr eigene Licht hinterlassen. Besinnlich wie auch begeistert gehen die Kinder und Schüler:innen auf ihre Plätze zurück. In ihren Gesichtern zeigt sich ein Glanz des Staunens und der Freude. Nacheinander gehen alle Kinder und Schüler:innen in die Spirale und der Saal wird mit jedem neuen Licht heller und heller. Und dieses Licht wird uns begleiten und uns den Weg zum Weihnachtsfest erhellen.
Die Form der Spirale ist die Urbewegung unserer Menschenseele. In vielen Kulturen finden wir die Spiralform wieder. Sie ist ein christliches Symbol. Hier in dieser vorweihnachtlichen Feier haben wir eine für unsere inne erlebbare Vorbereitung auf das Weihnachtsfest.
Diese Spirale der inneren Begeisterung ist gerade in der heutigen Zeit besonders heilsam und zieht uns nicht in die Spirale der Gewalt hinein, sondern erwärmt die Herzen der Kinder.
Karin White (Heileurythmistin)